68 Jahre Plastikproduktion
„Wir schreiben das Jahr 2050. Künstliche Intelligenz ist längst alltagstauglich geworden und im Meer schwimmt mehr Plastik als Fische.“ – So, oder so ähnlich, könnte die Zukunft aussehen. Natürlich sind Zukunftsprognosen immer mit einer gewissen Unsicherheit verbunden. Aber wenn der weltweite Plastik-Konsum weiter so ansteigt, wie in den letzten Jahren und Jahrzehnten, dann wird der Plastikanteil im Meer in nur 32 Jahren tatsächlich dreimal so hoch sein, wie der der Fische. Es gibt schon heute riesige Plastikmüll-Strudel, die im Meer herumtreiben und sich über hunderte von Jahren zu kleinen Mikroplastik Teilchen zersetzen werden, während immer mehr neuer Plastikmüll nachkommt. Und Mikroplastik kommt auch noch auf anderen Wegen in die Weltmeere – vor allem durch Duschgels, Mikropeelings und andere Kosmetikprodukte geraten sie ins Abwasser und schaden so nicht nur den Tieren im Meer, sondern auch uns Menschen. Jedes Jahr sterben etwa eine Million Seevögel und 100.000 Meeressäuger an unserem Plastikmüll. Und das alles nach nur 68 Jahren Plastikproduktion. Es muss also eine Lösung her – eine plastikfreie. Natürlich kannst du alleine durch deinen Konsum (oder nicht-Konsum) nicht die Weltmeere retten, vor allem die Produktion muss sich hier vom Plastik abwenden, denn momentan ist es wirklich, je nachdem wo man wohnt, noch nicht ganz einfach, komplett plastikfrei einzukaufen. Aber ein bewusster Umgang kann schon einiges bewirken und je größer die Nachfrage nach plastikfreien Produkten, desto interessanter wird es natürlich auch für Unternehmen, das Angebot dahingehend umzustellen.
Plastik fasten
Um zu testen, wie das mit dem plastikfreien Leben so funktioniert, habe ich 6 Wochen versucht, komplett auf Plastik zu verzichten. Eine Herausforderung, aber eine die man meistern kann – das dachte ich jedenfalls. Mir ist allerdings erst nach und nach aufgefallen, wo überall Plastik drinsteckt. Es ist nicht nur die Verpackung von Gemüse, Obst, Käse, Milch und anderen Produkten, die man relativ einfach auf dem Wochenmarkt oder im Bioladen ohne Plastikverpackung bekommt. Für viele Dinge muss man dann schon etwas kreativer werden: Shampoo kann durch Haarseife ersetzt werden, Zahnpasta durch kleine Kautabletten, Zahnbürsten gibt es aus Holz (wobei zum Teil dann die Borsten noch immer aus Plastik sind), herkömmliche Spülschwämme und Spültücher (ja, die sind aus Plastik!) können durch Baumwolltücher ersetzt werden, Wattestäbchen gibt es aus Bambus, die Tampons weichen aus dem Regal und machen Platz für die – ohnehin viel bessere 😉 – Menstruationstasse. Es gibt aber auch Dinge, für die ich leider noch keine Lösung gefunden habe. Auf meinen geliebten Halloumi zum Beispiel musste ich einfach mal verzichten – und habe es auch überlebt. Schwieriger war es aber beim Toilettenpapier. Einen Unverpackt Laden gibt es leider in Gießen noch nicht (hey, Startup-motivierte Menschen, Marktlücke!) und online bestellen wollte ich vermeiden, denn dabei steht die Umweltfreundlichkeit ja auch immer wieder in Frage. Mein Fazit also: Nicht ganz einfach, aber es lohnt sich! Ich bin sehr viel aufmerksamer geworden und habe viele Dinge ausprobiert, auf die ich sonst nie gekommen wäre. Da, wo es sich einigermaßen in den Alltag integrieren lässt, werde ich definitiv auch weiterhin auf Plastik verzichten. Und gerade bei Kosmetikartikeln habe ich Gefallen daran gefunden, mich einfach mal selbst an der Herstellung zu probieren. Für den Rest hoffe ich, dass es ganz bald Lösungen gibt, vor Ort komplett Plastikfrei einkaufen zu können.
Deutschland ist (mit fast 6 Millionen Tonnen Plastikmüll alleine im Jahr 2015) der größte Plastikverbraucher in ganz Europa – ein Platz 1, auf den man nicht stolz sein kann. An diesen 6 MillionenTonnen muss die Politik arbeiten – aber an meinen 37 kg kann ich ab sofort selbst etwas ändern.
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