Bericht zur Auftaktveranstaltung von mitmission e.V.

Nach monatelangen Vorbereitungen, vielen Treffen, Überlegungen zur Namensgebung, zu der Suche nach einem gemütlichen Hauptquartier und anfangs scheinbar unüberwindbarer Bürokratie, haben es neun junge Menschen Anfang des Jahres endlich geschafft, einen gemeinnützigen Verein zu gründen: mitmission e.V.

Direkt ging die Planung weiter, sodass wir Anfang Mai nach harter Arbeit und mit ganz viel Vorfreude unsere Auftaktveranstaltung zum Thema Alltagsrassismus ankündigen konnten. Die Räumlichkeiten des Jokus Gießen durften wir kostenlos nutzen.

Mit fast 70 Gästen war das Interesse dann so groß, dass die Stühle auch gut besetzt waren. Beim Eintrudeln hat Sir Henry uns mit entspannter Musik empfangen. Die Kühlschränke waren gut gefüllt und gegen großzügige Spenden sind einige Getränke über den Tresen gegangen. Wer mit Hunger kam, wurde nicht enttäuscht. Dank des Teams von Foodsharing Gießen konnte fleißig gesnackt werden. Pünktlich um 18.15 Uhr, wie sich das für eine Studi-Stadt gehört, starteten wir dann in unsere erste Vereinsveranstaltung (ziemlich stolz und ganz schön aufgeregt!). Nach der Eröffnungsrede unserer ersten Vorsitzenden Isa Espanion und einem thematischen Einstieg durch das Vorlesen einiger persönlichen Statements und Erfahrungen zu Alltagsrassismus ging dann auch direkt das Bühnengespräch mit unserem Gast Justyna Staszczak, Mitarbeiterin der Bildungsstätte Anne Frank, los. Wichtig war ihr zu Beginn klarzustellen, dass Rassismus nicht mit Rechtsextremismus gleichzusetzten ist. Rassismus geht auf koloniale Strukturen zurück und beginnt bei der Abgrenzung von „Wir“ und „die Anderen“ aufgrund von Hautfarbe, Abstammung oder Religion und ist oft voller Vorurteile. Rassismus ist dabei in der Mitte der Gesellschaft zu verorten und nicht nur am rechten Rand. Es handelt sich um ein gesamtgesellschaftliches und strukturelles Problem auf verschiedenen Ebenen, nämlich auf der institutionellen, der kulturellen und der zwischenmenschlichen bzw. individuellen Ebene. Im weiteren Verlauf des Abends konzentrierte sich Justyna vor allem auf die zwischenmenschliche Ebene, um deutlich zu machen was wir Alle tun können, wenn wir Rassismus und seinen Taten in unserem Alltag begegnen. Ein Schlagwort in diesem Zusammenhang: Perspektivenübernahme! Es ist wichtig, die eigenen Denkmuster, Bilder und Vorstellungen, die der gesellschaftliche Diskurs transportiert zu überdenken und uns bewusst zu machen, welche Eigenschaften wir anderen Menschen zuschreiben und welche Kategorien oder Schubladen wird damit bedienen und entstehen lassen. Dabei kommt es häufig, bewusst oder auch unbewusst, zur Konstruktion einer homogegen Gruppe, wenn wir über Menschen mit Migrationshintergrund sprechen wie z.B. „die Geflüchteten“ oder „die Muslime“. Schon damit findet eine Abgrenzung statt und die Frage: „Wer gehört dazu und wer nicht?“ steht im Raum. Es findet durch diese Abgrenzung kontinuierlich ein in Frage stellen des Zugehörigkeitsgefühls dieser Menschen statt. Sie werden etwa auf Grund ihres Aussehens permanent gefragt, wo sie ursprünglich herkommen, obwohl sie in Deutschland geboren sind. Aus der Praxis berichtet Justyna, dass diese Menschen sich hier oft nicht willkommen und akzeptiert fühlen. Sie sind von den ständigen Fragen über ihre Herkunft irritiert und verletzt, was eine massive Belastung darstellt.

Aus ihrer Erfahrung in der Arbeit bei „response“, einer Beratungsstelle für Betroffene von rassistischer Gewalt, hat Justyna uns (sowohl als Verein, als auch als Einzelpersonen) ermutigt, Haltung zu zeigen und einzuschreiten, wenn wir rassistische Vorfälle beobachten. Damit machen wir deutlich, dass wir solche Taten kategorisch ablehnen. Justyna rät uns außerdem, auf die Betroffenen zuzugehen und sie ganz direkt danach zu fragen, was sie in den jeweiligen Situationen benötigen.

Im weiteren Verlauf des Abends wurde angeregt und kontrovers diskutiert. Vor allem haben wir uns gefreut, einige neue Mitglieder begrüßen zu dürfen. Der Mitgliedschaftsantrag ist ab sofort auch auf unserer Website im Downloadbereich zu finden. Wir würden uns freuen, in Zukunft viele motivierte neue Leute bei uns begrüßen zu dürfen. Kontaktiert uns gerne, wenn ihr Ideen oder Fragen habt und mitmischen wollt!

Für uns geht es jetzt mit neuer Motivation an die Planung weiterer Veranstaltungen.

Ihr hört von uns! Euer Team von mitmission e.V.

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