Unter diesem Titel hat Stéphane Hessel 2010 sein 19-seitiges Büchlein in Deutschland veröffentlicht, das er ursprünglich auf Französisch geschrieben hatte. Der damals 93-Jährige erklärt 2010 in einem Interview, welches er in solidem bisweilen stockendem Deutsch gibt, dass sein Buch entgegen jeder Erwartung nicht nur bei alten Franzosen Gefallen fand, sondern besonders junge Menschen in ganz Europa polarisierte – alleine in Frankreich wurden zwei Millionen Exemplare verkauft. 1917 wurde er als Stephan Hessel in Berlin geboren. Als er sieben Jahre alt war, zog seine Familie nach Paris. In Frankreich schloss er sich 1941 der Resistance an. Als Widerstandskämpfer gegen die NS-Besatzung wurde Hessel 1944 ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Nach Ende des zweiten Weltkrieges wurde er Diplomat und vermittelte in zahlreichen Konflikten.
Dass Hessel vor allem die Themen Entwicklungshilfe, Demokratie und Menschenrechte besonders wichtig waren, wird in seinem Buch „Empört euch!“ deutlich. Ausgehend von seiner Lebensgeschichte beginnt er auf eine spannende Art und Weise, eine Gesellschaft zu fordern, auf die man stolz sein kann. Diese besteht für ihn aus Toleranz, sozialer Gerechtigkeit und Freiheit der Medien. Der Widerstand habe sich jedoch gewandelt und sei gewaltfrei geworden. So haben sich etwa junge französische Lehrkräfte friedlich gegen Reformen gewehrt; sie waren ungehorsam; haben sich empört.
Im Stile eines Essays fährt Hessel fort und kritisiert den aktuellen Finanzmarkt. Die Banken würden sich aufgrund ihrer Privatisierung nur noch für ihre Dividenden interessieren und das Gemeinwohl vollkommen außer Acht lassen. Immer wieder scheint ein erzählerisches Pathos durch, wenn er von seiner Vergangenheit berichtet. Dies ist jedoch keineswegs senil und ermüdend. Vielmehr werden die Ereignisse seines bewegten Lebens als Ausgang für seine heutigen Ansichten dargelegt.
Richtete sich Stéphane Hessels Empörung im Widerstand gegen ein Regime des Unrechts, so wünscht er sich, dass sich die Jugend heute ihre Herzensangelegenheit sucht, um in den Diskurs zu kommen, sich gegenseitig zu stärken und sich schließlich zu engagieren. Wie man dies tun kann, steht in dem Buch „Engagez-vous!“ („Engagiert euch!“), das er 2011, zwei Jahre vor seinem Tod, veröffentlichte.
Hier findest du das Buch auf…