Podcast zu Parole Emil – art as resistance

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Endlich ist er da – der Mitschnitt zu der Veranstaltung Parole Emil – art as resistance.

Zusammen mit Herrn Prof. Dr. Sven Hanuschek und Herrn Prof. Dr. Sascha Feuchert haben wir uns am 18.10.2018 über das Themengebiet Widerstand in der Literatur am Beispiel von Erich Kästner unterhalten. Genaue Informationen zur Veranstaltung könnt ihr unter der gleichnamigen Rubrik auf unserer Website nachlesen!

Das gesamt Podiumsgespräch und die anschließende Fragerunde könnt ihr hier nachhören!

Viel Spaß wünscht Euer mitmission-team!

 

Fußball WM 2022 in Katar: Tausende Arbeiter sterben beim Bau der Stadien

Nicht nur auf dem Platz liegt Freud‘ und Leid nah beieinander, sondern auch beim Bau der Stadien in Katar. Fußball regiert die Welt und begeistert Menschen rund um den Globus. Die dunkle Seite dieses Spektakels wird allerdings, wie so oft, unter den Teppich gekehrt: Menschenunwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen, Zwangsarbeit und Tod.

Seit Katar im Dezember 2010 zum Gastgeber der Fußball Weltmeisterschaft 2022 auserkoren wurde, sind bei den Bauarbeiten der hoch modernen Stadien und der Infrastruktur schon mehrere Tausend Arbeiter zu Tode gekommen. In einem Bericht der internationalen Gewerkschaftsunion (ITUC) lautet die erste Prognose, VOR dem Beginn der Bauarbeiten über die Zahl der zu erwartenden Opfer: 4000 Menschen. Im Jahr 2015 wird diese Prognose in einem Bericht der ZEIT von der ITUC dann auf 7000 korrigiert. Was sagt das über die Arbeitsbedingungen eines der reichsten Länder der Welt aus? Wie kann es sein, dass schon im Voraus klar ist, dass so viele Menschen während der Bauarbeiten sterben werden und die Welt das einfach so passieren lässt? Ein bisschen, wie wissentlich Menschen im Mittelmeer ertrinken lassen, oder?

Die Bevölkerung des öl- und gasreichen Landes Katar ist in den letzten zwanzig Jahren stark gewachsen und zwar von ca. 700.000 Menschen (2004) auf 2.600.000 im Jahr 2016. Dieses enorme Wachstum ist vor allem durch Arbeitsmigration zu erklären, denn rund 90% der Bevölkerung wird durch Gastarbeiter aus Ländern wie Bangladesch, Nepal und Indien gestellt. Viele dieser Männer werden mit falschen Versprechungen nach Katar gelockt. Ihnen werden das große Geld und eine bessere Zukunft für ihre Familien in Aussicht gestellt. Obwohl viele skeptisch sind, willigen sie ein, die Chancen auf ein besseres Leben sind einfach zu verlockend. Hinzu kommt, dass die Arbeitsvermittlungsagenturen den Männern Mut machen. Es wird sich um alles gekümmert; Visum, Flugticket, die Unterbringung vor Ort. Alles scheint für sie organisiert zu sein und vor allem die Bezahlung ist unglaublich. Den Männern werden im Schnitt $400 pro Monat versprochen, mehr Geld als die meisten von ihnen jemals besessen haben, denn das jährliche Durchschnittseinkommen zum Beispiel in Nepal liegt bei $730. Zum Vergleich, in Katar, dem Land für das diese Männer arbeiten sollen, verdienen die Menschen (10% der Bevölkerung!!) rund $90.420 pro Jahr.

Mit der grausamen Realität werden die Arbeiter kurz nach ihrer Ankunft in Katar konfrontiert. Dazu möchte ich einen Paragraph aus der britischen Zeitung „The Independent“ vom 03.10.2017 zitieren:

“Alas, when you land in Doha, the goalposts have shifted slightly. This much becomes apparent when you’re handed a helmet and a high-viz jacket and told to present yourself at a building site at 6am the following morning. You’re not working as a clerk in an office, you’re building a football stadium. They’re not quite sure who told you the $400 a month figure, but it’s actually going to be $200, less miscellaneous costs. The recruitment fee isn’t $200 as you’d agreed, but $2000, plus the cost of your flight to Qatar. Your crisp new passport is confiscated. You cannot quit your job. You cannot leave the country. And before you have even clocked in for your first shift, you owe your employer the equivalent of two years’ wages.”

Die deutsche Zusammenfassung hört sich ungefähr so an: Anders als vermutet wirst du keinen Bürojob machen, sondern ein Fußballstadion bauen. Die Gehaltserwartung von $400 kann nicht bestätigt werden, du wirst wohl eher $200 verdienen. Die Rekrutierungssumme ist viel höher als die, die dir im Voraus mitgeteilt wurde und der du zugestimmt hast. Du wirst aufgefordert $2000 statt $200 zu zahlen und die Flugkosten musst du auch selbst übernehmen. Dein Pass wird eingezogen, du kannst somit deinen Job nicht kündigen und das Land nicht verlassen. Bevor du also deine erste Arbeitsschicht begonnen hast, schuldest du deinem neuen Arbeitgeber etwa zwei Jahresgehälter.

Ich würde es als psychische Folter bezeichnen, was dort mit den Männern gemacht wird, aber das soll noch nicht alles gewesen sein. Die meisten finden sich mit ihrem Schicksal ab. Was bleibt ihnen auch anderes übrig? Gemeinsam werden sie diese Zeit schon überleben. $200 pro Monat klingt immer noch besser als in der Heimat in Armut zu leben. Dann arbeiten sie eben etwas länger in Katar und kehren dann zu ihren Familien zurück. Und genau da liegt der Trugschluss! Denn viele dieser Männer kehren nicht zu ihren Familien zurück. Sie sterben in Katar. Entweder beim Bau der Stadien, denn sie sind ohne die benötige Ausrüstung auf den Baustellen lebensgefährlichen Arbeiten ausgesetzt, oder in ihren menschenunwürdigen Unterbringungen an Erschöpfung, oder auf Grund von nicht behandelten Krankheiten.

Mal wieder schaut die breite Öffentlichkeit weg und lässt das Sterben von Arbeitsmigranten in Katar passieren. An der Spitze steht dabei die FIFA und ihre Verantwortlichen. Dass es sich bei Katar nicht um eine Ausnahme handelt, sollte klar sein. Weltweit werden Menschen ausgebeutet und zur Zwangsarbeit unter grausamen Arbeitsbedingungen verpflichtet. In diesem knapp dargestellten Fall geschieht dies, damit die Welt in rund vier Jahren vor dem Fernseher, aus der Ferne, eine furiose Fußball Weltmeisterschaft verfolgen kann. Wie passend, dass das Endspiel am vierten Adventssonntag, dem 18. Dezember stattfinden wird, also kurz vor Weihnachten. Das also zum Thema Christliche Nächstenliebe und so…

Weitere Infos findest du hier:

Zeitungsartikel „The Independent:

https://www.independent.co.uk/sport/football/international/world-cup-2022-qatars-workers-slaves-building-mausoleums-stadiums-modern-slavery-kafala-a7980816.html

 

Video über die Bedingungen der Arbeiter in Katar

Amnesty International:

https://www.youtube.com/watch?v=BCzEJvH0p5I

 

The Guardian:

https://www.youtube.com/watch?v=I0EsOFDA6uM

 

 

 

 

 

#mitmission on tour: Zu Gast bei den Mädchenaktionstagen in Hungen

75 Mädchen aus dem gesamten Landkreis Gießen versammeln sich mit bunten Luftballons in den Händen auf dem Schulhof der Gesamtschule Hungen. Spannung liegt in der Luft, denn in wenigen Minuten werden diese anlässlich des Weltmädchentages von allen gleichzeitig steigen gelassen. Die Mädchen reden aufgeregt durcheinander, während die Betreuerinnen noch ein paar letzte Fotos schießen.

Dann ist der Moment gekommen – Julia Erb, Jugendbildungsreferentin des Landkreises Gießen zählt von drei herunter: alle Teilnehmerinnen lassen gleichzeitig ihre Ballons los, jubeln und schauen ihnen noch lange nach. Auf die befestigte Postkarte am Ende der Ballonschnur konnten die 11 bis 16 jährigen Teilnehmerinnen erklären, was Mädchen können und wollen. Damit soll den Findenden bewusst gemacht werden, dass Mädchen sich Respekt und Gleichberechtigung wünschen.

Während der drei Tage, die die Mädchen in Hungen verbringen, können sie an unterschiedlichsten workshops teilnehmen. Von Werken über sportliche Aktivitäten wie Klettern, Yoga oder Hip Hop bis hin zu kreativen Angeboten und sogar einem Filmworkshop bei der Regisseurin Julia Thome wird den Jugendlichen hier viel geboten! Veranstalter ist die Jugendförderung des Landkreises Gießen in Kooperation mit dem Facharbeitskreis Mädchenarbeit, dem Caritas Verband Gießen e.V. sowie der Evangelischen Jugend im Dekanat Hungen.

“Cholitawrestling” – über die prügelnden Frauen Boliviens

“Nur in La Paz bekommst du einheimische Frauen zu sehen, die mehr Schläge verteilen als Türsteher an einem Samstagabend!” Solche Anzeigen liest man, wenn man sich in der bolivianischen Großstadt nach Aktivitäten umschaut. Für 60 BOB (7,50€) werden Tourist:innen von einem ausrangierten Vehikel, das an einen amerikanischen Schulbus erinnert, an ihrem Hostel abgeholt. Nach einer holprigen Fahrt nach El Alto, werden sie dann mit Popcorn, Cola und billigen Souvenirs versorgt, um in einer kühlen Lagerhalle auf Plastikstühlen sitzend einen Ring vorzufinden. Kreischende Musik und ungewollt asynchrone Tänzerinnen leiten das Spektakel ein. Nachdem ein als Fliege verkleideter Mann einen anderen in einem Clownskostüm in einer Runde besiegt hat, beginnen die wahren Kämpfe: Die Cholitas prügeln mit harten Schlägen aufeinander ein und sorgen in den ersten Reihen des Publikums dafür, dass Zuschauende vor Angst ein Stück zurückrücken.

 

Doch wer sind diese Cholitas? Und warum lassen sie sich so zur Schau stellen? Läuft man durch La Paz, findet man sie in jeder Straße. Sei es, dass sie traditionelle Speisen zubereiten, Obst, Gemüse oder handgewebte Kleider anbieten oder in ihren bunten Tüchern kiloschwere Einkäufe auf dem Rücken transportieren. Man erkennt die indigenen Frauen leicht am Bombin (Melonenhut), der Manta (Schultertuch) und der Pollera (Überrock). Unter letzterer befinden sich bis zu zehn Centros (Unterröcke), die sie oft rundlich erscheinen lassen. Jedoch ist diese Tracht keineswegs indigener Herkunft. In den 1920er Jahren begannen die Cholitas ihre indigenen Kleider abzulegen und die aus Europa eingeführte Mode zu tragen. Dabei sticht der Hut besonders hervor. Er hat seinen Ursprung in einer Fehleinschätzung des Herstellers, der eine große Lieferung nach Bolivien einführte, die bei den einheimischen Männern keinen Anklang fand. So wurden sie an arme Frauen vermarktet und halten sich bis heute als Kopfbedeckung.

 

Jahrhunderte lang waren die Cholitas Opfer von Rassismus und aus der Öffentlichkeit ausgegrenzt. Dies führte dazu, dass immer weniger Mädchen die traditionelle Kleidung tragen wollten. Doch die Zeiten haben sich geändert: Heutzutage findet man Cholitas in angesehenen Berufen wie beispielsweise Bankangestellte und Sekretärinnen. Sie tragen nicht selten teuren Schmuck, haben Goldzähne und manche wohnen sogar in bunten Häusern, die die unverputzten Nachbarhäuser aus Backstein in den Schatten stellen. Für ein erhöhtes Ansehen der Cholitas sorgt auch das Wrestling. Der Sport fand in den 1970er Jahren seinen Weg von Mexiko nach Südamerika. Im männerdominierten Metier hatten es die Damen zunächst schwer sich zu behaupten. Doch 2005 setzten sie sich gegen den Machismo durch und kämpften zum ersten Mal im Ring gegeneinander: Die Gebutsstunde des Cholitawrestling. 

 

Im Ring hat der letzte Kampf begonnen. Zwei Cholitas sind zu sehen. Eins gegen eins. Nachdem die stämmige unfair kämpfende Dame im grünen Rock scheinbar die Oberhand gewonnen hat, liefert sie sich ein Wortgefecht mit dem Publikum. Unter den sich überschlagenden Worten des Moderators rafft sich ihre Kontrahentin auf und setzt nach zwei heftigen Schlägen zum finalen Stoß an: Sie besteigt eine Ecke des Rings, wartet bis sich der grüne Rock zu ihr dreht und stürzt sich auf ihn. UNO, DOS, TRES! Sieg! Die Zuschauer:innen sind außer sich. Eine der Organisatorinnen erklärt im Bus nach La Paz, “80% des Publikums sind Bolivianer.” Es handelt sich also um keine reine Touristenattraktion. Jeden Donnerstag und Sonntag leitet sie die Tour und betont stolz: “This is a women-run business.” Ein Unternehmen, das von Frauen geführt wird.

 

 

Fact File Bolivien: Ca. 2 Millionen Bolivianer:innen leben in der Metropolregion La Paz. Die Stadt ist nicht nur Sitz der Regierung, dort befindet sich auch der Teleférico, ein Seilbahnnetz, das für 3 BOB (40ct) pro Fahrt die Einwohner:innen durch die Stadt transportiert. Davon profitieren vor allem die Einwohner:innen der armen Region El Alto. Das Projekt wurde 2014 vom sozialistischen Präsidenten Evo Morales initiiert, der seit 2006 das Land regiert. Unter dem ersten indigenen Präsidenten ist die Mittelschicht wirtschaftlich erstarkt, die medizinische Versorgung besser geworden und die Alphabetisierung vorangeschritten. Zudem wurden die Rechte der indigenen Bevölkerung gestärkt und die Gleichberechtigung der Frau vorangetrieben (mehr als 50% der Abgeordneten sind Frauen). Jedoch werfen ihm Kritiker vor, machtgierig zu sein. Es heißt, er habe den Namen des Staates “Plurinationaler Staat” und somit die Verfassung nur geändert, um sich eine weitere Legislaturperiode zu sichern. Zudem würde er die Cocabauern privilegieren und habe sich mit seiner 29-stöckigen und 30-Millionen-Euro-teuren Präsidialresidenz ein Denkmal gesetzt.

Briefwahl – vom anderen Ende der Welt!

Gestern war eines unserer Mitglieder auf der Deutschen Botschaft in Santiago de Chile wählen. In Hessen werden nicht nur Abgeordnete in Landes- und Kreistage gewählt, sondern auch über 15 Verfassungsänderungen abgestimmt. Wer am
am 28.10. keine Zeit zu wählen hat, kann ab sofort bei seiner Stadtverwaltung per Briefwahl seine Stimme abgeben!

 

https://www.hessenschau.de/politik/landtag-buerger-duerfen-ueber-15-verfassungsaenderungen-abstimmen,verfassungsaenderungen-100.html

Farbe.

Diese Woche startet mit einer Überraschung für unsere treuen Blog-Lesenden. Denn diesmal könnt ihr euch ganz entspannt zurücklehnen und einem tollen Poetry Slam Text von unserem jüngsten Vereinsmitglied Paula lauschen. Der Text trägt den Namen Farbe und geht so:

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