Am 3. November war Weltmännertag – jetzt mögen manche von euch fragen: Ist nicht jeder Tag Weltmännertag? Brauchen wir dafür wirklich einen extra Tag? Aber ganz so einfach ist es nicht. Denn hier geht es nicht um Muskeln, Prestige und gutes Gehalt. Ganz im Gegenteil. Hier geht es um die vermeintliche Härte, die Männern von der Gesellschaft aufgezwungen wird, die sie oft davon abhält, sich Hilfe zu suchen, wenn sie es brauchen. Hier geht es um Prostata- und Hodenkrebs und um die psychische Gesundheit von Männern.
Weltweit stirbt jede Minute ein Mann durch Suizid. Die Zahlen variieren zwar je nach Ort, aber egal wo man hinschaut, Suizid ist überwiegend ein Männerproblem. In Indien ist die Suizidrate der Männer „nur“ eineinhalb mal so hoch, wie die der Frauen. In Deutschland sind es schon dreimal so viele, in Russland sogar fünfmal. Woran liegt das? Schließlich leben wir doch in einem Patriarchat!
Genau hier liegt paradoxerweise das Problem. Männer scheinen viel größere Schwierigkeiten zu haben, Schwäche und Bedürftigkeit zuzugeben. Aber nicht nur das. Es gibt noch ein viel grundlegenderes Problem: Vielen Männern fällt es schwer, überhaupt die eigenen Gefühle zu erkennen und zu benennen. Als Folge davon werden Depressionen bei Frauen in der Regel schneller erkannt, diagnostiziert und behandelt als bei Männern, denn wer seine Gefühle nicht reflektieren kann, kann auch nicht darüber sprechen, was ihn belastet und kann sich keine Hilfe suchen (Quelle: Welt).
Das Patriarchat schadet also auch Männern – durch die sozial konstruierte „Männlichkeit“, die der Hälfte der Menschheit emotionale Kälte, Stärke, sexuelle Aggressivität, Gewaltaffinität und vieles mehr zuschreibt und gleichzeitig Verwundbarkeit als Schwäche wertet. Diese „toxic masculinity“ (oder toxische Maskulinität) tötet.
Deshalb hat die Movember Foundation sich etwas überlegt, um auf die körperliche und psychische Gesundheit von Männern aufmerksam zu machen. Im „Movember“ (zusammengesetzt aus Moustache und November) rufen sie Menschen dazu auf, sich einen Schnurrbart – oder „Mo“ – wachsen zu lassen, und damit Gespräche anzuregen. So wollen sie unter dem Motto „GROW A MO, SAVE A BRO“ reale Veränderungen bewirken und die Männergesundheit in die öffentliche Debatte rücken. Darüber hinaus gibt’s auf der Website noch weitere Möglichkeiten, aktiv zu werden und das Projekt zu unterstützen – zum Beispiel, wenn trotz gutem Willen eben einfach kein Schnurrbart wachsen will.
Also packt die Rasierer ein oder schaut mal bei der Movember Foundation vorbei und vor allem – sprecht mit euren Mitmenschen über die psychische Gesundheit von Männern und über toxic masculinity!
Und für alle Interessierten gibt es hier noch einen empfehlenswerten Ted Talk zu dem Thema.