Nauru. Ein pazifischer Inselstaat mit ca. 13.000 Einwohner:Innen, 3000 Kilometer nordöstlich von Australiens Küste. Hier kommt die Außenpolitik des Roten Kontinents wohl am heftigsten zum Tragen.
Bereits seit einigen Jahren verfolgt die australische Regierung eine Null-Toleranz-Grenze und somit eine Abschottungspolitik gegenüber Asylsuchenden, die ohne Einreisepapiere per Boot versuchen, Australien zu erreichen, um dem Krieg in ihren Heimatländern zu entkommen. So sprach sich bereits der ehemalige Premierminister Malcolm Turnball im Zusammenhang mit seiner sogenannten „stop-the-boats-Linie“ für sichere Grenzen in ganz Australien aus, indem er den von ihm bezeichneten „Asyltourismus“ stoppen werde. Dies geschieht seit einiger Zeit mit großem „Erfolg“. Die Regierung Australiens brüstet sich damit, dass seit fünf Jahren kein Asylsuchender mehr Australiens Boden berührt habe. Slogans, wie „no way – You will not make Australia home” wurden in der Regierungskampagne ganz öffentlich zur Abwehr “illegaler” Geflüchteter verwendet.
Solche Aussagen und die des amtierenden Premierministers Scott Morrison, der ebenfalls der konservativen Liberal Party zuzuordnen ist, sorgen dafür, dass auf Inseln wie Nauru, Manus und einigen weiteren kleinen Pazifikinseln tausende von Männern, Frauen und Kindern unschuldig inhaftiert und gefoltert werden.
Auch wenn derzeit der Druck auf die Regierung steigt, da sich Hilfsorganisationen und Freiwillige verbünden, um gegen die Zustände zu demonstrieren, herrschen auf den Inseln prekäre Zustände, so verschiedene Hilfsorganisationen und rund 6000 besorgte Ärztinnen und Ärzte in einem Brief an dem Premierminister. Medizinisch gänzlich unterversorgt leiden diese Menschen unter der australischen Außenpolitik, die sich diese Internierungslager unter privatwirtschaftlicher Trägerschaft ein Vermögen kosten lässt. Unter der Bezeichnung „Pazifische Lösung“ werden Asylsuchende bereits seit Anfang 2000 auf Inselstaaten in solchen Internierungslagern festgehalten und weggesperrt, um das Festland Australiens nicht zu betreten.
Betrachtet man die allgemeinen Lebensbedingungen auf den Inselstaaten, beispielsweise auf Nauru, so fällt auf, dass diese selbst für Einheimische besorgniserregend schlecht sind. Extreme Armut, Lepra und viele Tuberkuloseerkankungen zeugen ohnehin von einer dramatischen Lage für den einst zweitreichsten Staat der Welt. Hohe Phosphorvorkommnisse sorgten seit 1900 für Reichtum und Wohlergehen auf der Insel. Doch davon ist heute keine Spur mehr zu sehen: Wo bis in die 1990er noch Menschen zum Arbeiten einreisten, werden heute Menschen bis zur völligen psychischen Erschöpfung weggesperrt, gefoltert, ja sogar sexuell Missbraucht.
Hilfsorganisationen berichten, dass die medizinische Versorgung so dramatisch sei, dass bereits ein Drittel aller derzeit inhaftierten Menschen, darunter auch KINDER!!!, einen Suizidversuch hinter sich haben und die australischen Regierung dies billigend in Kauf nehme, um weiterhin keine Menschen aufnehmen zu müssen. Die dort festsitzenden Asylsuchenden haben keine Aussicht auf eine Besserung der Situation. Völlig unterernährt und (sexuellen) Übergriffen ausgesetzt, können diese Menschen nur noch hoffen.
Menschen, die dringend psychische Betreuung brauchen, wie beispielsweise ein 10-jähriger Junge, der seine Fluchterfahrungen und das Leben auf der Insel nicht ertragen könne und bereits drei Mal versucht habe, sich das Leben zu nehmen, müsse geholfen werden, fordern Hilfsorganisationen. Der australische Leiter der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ berichtet von vielen Kindern, die unter dem sogenannten traumatischen Rückzugssyndrom leiden und nur noch vor sich hin existieren ohne zu sprechen, zu trinken oder Nahrung zu sich nehmen zu können. Wenn Kinder, wie das selbstmordgefährdete Mädchen auf Nauru, auf die Ideen kommen, sich mit Benzin zu übergießen, um sich das Leben zu nehmen, dann – und spätestens dann – muss doch auch einer Regierung klar werden, dass die Zustände nicht zu ertragen sind und eingegriffen werden muss?!
Das denkt man. Denn anstatt alle Menschen auf den Inseln zu evakuieren, kommt es vereinzelt zu Überfahrten nach Australien und anschließend teilweise sogar zu Rückführungen auf die Inseln per australischem Gerichtsbeschluss!
Durch die massiven Reisebeschränkungen für Journalist:Innen fehlt es der breiten Masse der Bevölkerung ganz offensichtlich an Gesichtern, um genügend Aufmerksamkeit für einen lauten Protest, auch über die Grenzen Down Unders hinaus, aufbringen zu können. Aus diesem Grund möchte ich ebenfalls, genau wie Deutschlandfunk.de und viele weitere es bereits getan haben, auf das Schicksal der dort inhaftieren Kinder und Erwachsenen aufmerksam machen.
Derzeit haben bereits ca. 1.200 ehemalige Inhaftierte ihre Rechte in Anspruch genommen und Anklage gegen die australische Regierung erhoben: Folter und Verbrechen gegen die Menschenrechte lauten hierbei die Anklagepunkte.
Es darf einfach nicht sein, dass ein Land, das dieses System der Internierungslager entworfen und finanziert hat und dieses sogar auch noch verwaltet, sich aus der Verantwortung ziehen kann, indem es Entwicklungsländer wie Nauru für das Wohlergehen und die Betreuung der inhaftieren Menschen verantwortlich macht.
Also erhebt auch Ihr eure Stimme. Auf sozialen Medien, in eurer Umgebung und eben einfach überall, wo ihr seid. Macht es den Aktivist:Innen von Greenpeace und vielen weiteren NGO‘s gleich und übt Druck auf die australische Regierung aus! #letthemstay #kidsoffnauru #closethecamps
Eine Möglichkeit ist beispielsweise diese Petition, die ihr unterschrieben könntet. Hierbei geht es um die Befreiung der Kinder auf Nauru:
https://action.asrc.org.au/_evacuatenow_kidsoffnauru
Hintergrund zur Pazifischen Lösung: Tampa-Streit 2001: Das Bootsdrama des in Seenot geratenen norwegischen Frachters „Tampa“ vor den Weihnachtsinseln, Informationen findest du hier:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-20017816.html
https://www.tagesspiegel.de/politik/bootsdrama-dili-will-fluechtlinge-aufnehmen/252640.html
http://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlinge-migrantenkinder-sollen-von-nauru-nach-australien-geholt-werden-a-1233244.html („Australiens Flüchtlingspolitik – Die wichtigsten Stationen“)
Quellen und weitere Informationen,
https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/presse/nauru-australien-psychosoziale-hilfe
http://www.spiegel.de/fotostrecke/stationen-in-australiens-asylpolitik-fotostrecke-164590-5.html