Internationaler Holocaust-Gedanktag

27.01.2019. Heute vor 74 Jahre wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau durch Soldaten der Roten Armee befreit. Heute gedenken wir an diesem Tag allen Opfern des Holocausts.

Seit 1966 ist der 27. Januar ein deutscher Gedenktag und seit 2005 gedenkt die ganze Welt den Millionen Menschen, die den Holocaust nicht überlebt haben.

Wir gedenken in der Hoffnung, dass weder wir noch unsere Nachfahren sich in einer Welt wiederfinden, in der Rassismus, Diskriminierung, Antisemitismus, Hass und Gewalt zur Tagesordnung gehören.

Denn nur durch eine aktive Auseinandersetzung mit dieser Thematik könne wir und alle Generationen nach uns aus den Fehlern in der Vergangenheit lernen.

Um es mit den Worten einen Auschwitz-Überlebenden zu sagen: Ihr seid nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht.“ Max Mannheimer

Wenn auch du dich informieren möchtest und multimediale Angebote zur Erinnerungskultur nutzen möchtest, bieten wir dir hier eine Reihe an Möglichkeiten:

http://auschwitz.org/en/more/german/

http://auschwitz.org/gfx/auschwitz/userfiles/auschwitz/historia_terazniejszosc/auschwitz_historia_i_terazniejszosc_wer_niemiecka_2010.pdf

https://www.auschwitz.info/de/die-gedenkstaette.html

https://www.youtube.com/watch?v=_zhgFXhuHzc

https://www.yadvashem.org/

https://auschwitzundich.ard.de/auschwitz_und_ich/geschichte/index.html

https://auschwitzundich.ard.de/auschwitz_und_ich/geschichte/zitate-Hoess-Venezia-Auschwitz,auschwitzcollage100.html

 

Buch-Tipps:

  • Auschwitz von A bis Z“ (nur über die Gedenkstätte online oder vor Ort zu erwerben: https://embooks.pl/en/auschwitz-od-a-do-z/333-auschwitz-von-a-bis-z-eine-illustrierte-geschichte-des-lagers-9788377042007.html)
  • Der Kommandant in Auschwitz: Autobiografische Aufzeichnungen des Rudolf Höß. (ISBN 10: 9783423301275)
  • So war Auschwitz: Zeugnisse von 1945-1986. (ISBN 10: 3446254498)
  • Ist das ein Mensch? (ISBN 10: 3446237445)
  • Rauch über Brikenau (ISBN 10: 9783596140213)
  • Der SS-Staat (ISBN 10: 345302978X)
  • Zitronen aus Auschwitz (ISBN 10: 3000026991)
  • Ich war Doktor Mengeles Assistent (ISBN 10: 8390699281)
  • Wir weinten tränenlos…“ Augenzeugenberichte des jüdischen „Sonderkommandos“ in Auschwitz (ISBN 10: 9783596139149)
  • Mein Auschwitz (ISBN 10: 9783506781192 )

Wenn es kalt wird

Ich bin auf dem Heimweg von Freund_innen. Wir hatten einen schönen Abend: viel geschnackt – ich vielleicht ein bisschen mehr als die anderen – Guacamole gegessen mit Brötchen, Nachos waren aus, die von der Tanke eindeutig zu teuer. Auch ohne Nachos war es ein wunderbarer Abschied vom Wochenende und von Jascha, für den geht’s morgen wieder nach Österreich.

Es ist kalt, aber ich mag es so. Hitze und Schwitzen sind echt nicht meins. Bis zu einem gewissen Grad (Wortwitz) kann man sich immer dicker anziehen, dünner geht irgendwann nicht mehr und dann klebt auch noch jedes Bisschen Stoff an einem und man selbst klebt ja auch. Zwischenfazit: Kalter sonniger Winter schlägt heißen sonnigen Rekordsommer um Längen. So fahre ich also mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck nach dem gelungenen Abend auf meinem Rad durch die nächtliche Kälte zu meiner WG zurück. Einmal quer durch die Stadt, aber ich bin dick angezogen und bewege mich ja, da machen mir die -7°C nichts aus. Es gefällt mir sogar, weil ich weiß, dass ich bei der Steigung der Licher Straße überhaupt nicht schwitzen werde. Es wird einfach nur schön warm.

Als ich aber bei der Licher ankomme, würde ich gern schwitzen. Das würde nämlich bedeuten, dass der Obdachlose, den ich gerade beim Zeughaus auf einer Bank liegen sah, nicht so verdammt frieren muss. Aus Richtung Döner-Dreieck kommend rollte ich auf meinem Sattel vorbei und dachte „nein“. Schluss mit Genießen der eisigen Temperaturen, die waren schlagartig für einen anderen Menschen eine Gefahr, lebensbedrohlich. Ich würde ihn am liebsten mitnehmen, aber ich kann ihn ja nicht einfach über mein Rad legen und weiterfahren. Warum liegt er da? Warum hilft ihm niemand? Warum helfe ich ihm nicht? Ich bleibe kurz stehen. Ich kann wenigstens hingehen und ihn fragen, wie es ihm geht. Und dann? Was ist das für eine schwachsinnige Frage? Wie wird es ihm wohl gehen… Es ist arschkalt.

Er liegt da – und mit dem folgenden Ausdruck möchte ich ihn gewiss nicht verhöhnen – kunstvoll eingepackt in alles Mögliche: Zeitungen, Tüten, ein Handtuch und darunter sicher noch mehr. Wenn ich ihn jetzt wecke und er im Schreck aufspringt, muss er alles neu machen, weil ich noch nicht weitergedacht habe und keine Alternative für ihn habe. Ich brauche eine andere Lösung. Ich fahre schneller, die Gedanken drehen sich. Endlich daheim. Ich schreibe Christian, der hat bestimmt eine Idee. Ich kann nicht auf die Antwort warten und rufe bei der Polizeistation beim Berliner Platz an. Ein Polizist nimmt ab, er meldet sich, ich melde mich. Ich sage: „Ich weiß nicht, was genau ich mir von diesem Anruf erwarte.“ Dann erkläre ich ihm, was ich gesehen habe, dass ich überfordert war und den Mann (War es überhaupt ein Mann?) ja schlecht über mein Rad legen und weiterfahren konnte. Der Polizist lacht kurz, er klingt sehr freundlich. „Wir schauen uns das mal an“, sagt er. Er bedankt sich für meinen Anruf, wir legen auf. Mein Gewissen ist nicht beruhigt, darum ging es auch nicht. Ich fühle mich schlecht, weil ich Angst habe, dass es schon zu spät ist.

Christian, dem ich direkt von meinem Anruf bei dem Polizisten geschrieben habe, antwortet. Er meint, ich habe alles richtig gemacht, und erklärt noch kurz, was eine Streife nun unternehmen wird: Hinfahren, ansprechen, auf die Obdachlosenunterkunft verweisen oder hinbringen. Und wenn er da rausgeflogen ist, denke ich mir. Ich bin Christian aber sehr dankbar, seine Nachricht hat mich etwas beruhigt.

Fazit: Heute Nacht mag ich die Kälte überhaupt nicht. Sie kann mir nichts tun, weil ich in meinem beheizten Zimmer an meinem Schreibtisch sitze und aufschreiben kann, was auf meinem Heimweg von Freund_innen passiert ist. Der Mensch auf der Bank hat dieses Glück nicht. Ich hoffe, dass es ihm gut geht. Hans Christian Andersens Mädchen mit den Schwefelhölzern kommt mir in den Sinn.

 

Wer wie ich spontan nicht weiß, wie man Obdachlosen am besten durch die kalte Jahreszeit hilft, erfährt hier, was man tun kann:

https://www.mz-web.de/leben/lebensrettung-so-koennen-sie-obdachlosen-im-winter-helfen-25256928

https://www.youtube.com/watch?v=3WBrs-tlt5E

 

Sind Obdachlose unzureichend vor Kälte geschützt, droht Tod durch Erfrieren:

https://www.berliner-kurier.de/berlin/polizei-und-justiz/erster-kaeltetoter-in-diesem-jahr–obdachloser-liegt-tot-auf-parkbank-im-humboldthain-31906688

 

Dennis Koch

Brasilien hat gewählt, doch wer ist der neue Präsident überhaupt und was für Ziele verfolgt er?

Jair Messias Bolsonaro, am 21.3.1955 geboren, übernahm am 01.01.2019 das Amt als brasilianischer Präsident mit einer Mehrheit von 55,1%. Von vielen wird er gelobt, von vielen wird er gehasst, er spaltet eine ganze Nation, doch warum eigentlich?

Als ehemaliger Fallschirmjäger-Hauptmann verteidigt er die ehemalige Militärdiktatur, die von 1964 bis 1985 in Brasilien herrschte, die 300 Personen das Wahlrecht entzog und viele Menschen ins Exil geschickt hat. Vor allem politisch linksorientierte waren damals ein Feindbild der Regierung. Mit seinen konservativen und sexistischen Aussagen erlangt er Aufmerksamkeit. Über die Abgeordnete Maria do Rosário (PT) sagte er im Februar 2015: „Sie verdient es nicht [vergewaltigt zu werden], weil sie sehr hässlich ist. Sie ist nicht mein Typ. Ich würde sie nie vergewaltigen.“

Des Weiteren sorgt er durch homophobe Aussagen für Aufsehen. Er sagte im März 2011 in der brasilianischen Fernsehsendung CQC, dass sein Sohn niemals homosexuell werden würde, da dieser eine gute Erziehung genossen hätte. In einer Dokuserie erinnert Ellen Page an eine Aussage Bolsonaros, in der er sagte, man könne Homosexualität mit einer Tracht Prügel austreiben. Mit solchen Äußerungen spricht er, seiner Meinung nach, vielen Brasilianer:innen aus dem Herzen. Im Jahr 2013 sagte er: „Wir Brasilianer mögen Homosexuelle nicht“. Viele Brasilianer:innen fühlten sich dadurch angegriffen und unverstanden. Wegen dieser Aussagen musste Bolsonaro 2015 41.000 Euro Schmerzenzgeld zahlen.

Auch die Pressefreiheit wird unter der Präsidentschaft Bolsonaro leiden. So sagte er in einem Interview, dass die Zeitung „Folha de S. Paulo“ keine Unterstützung vom Staat erwarten kann. Für diese Zeitung arbeiten unter anderem auch Bolsoanros größte Kritiker:innen.

Er kündigte an, aus dem Weltklimaabkommen auszutreten, als Vorbild für sein Regieren nimmt er den US Präsident Donald Trump. Außerdem will er die brasilianische Botschaft von Israel nach Jerusalem verlegen.

Er droht den Parteiangehörigen der Arbeiterpartei mit dem Gefängnis, wenn sie nicht schnell aus dem Land ausreisen würden. Bolsonaro hat die Unterstützung der Kirche und des Militärs.

Weiter Informationen über Bolsonaros Politik findest du hier:

https://www.cicero.de/aussenpolitik/jair-bolsonaro-brasilien-praesident-pt

NYT: ‘It’s an Act of Murder’ – How Europe Outsources Suffering as Migrants Drown

Diese Woche gibt es eine Leseempfehlung: Ein Artikel aus der NYT zu den tödlichen Folgen der intensiven Zusammenarbeit europäischer Staaten mit der libyschen Küstenwache. Die europäischen Staaten dürfen ihre rechtlichen und humanitären Verpflichtungen nicht weiter über fragwürdige Partner outsourcen und sich so ihrer Verantwortung entziehen.

In der dazugehörigen Videodokumentation wird deutlich, wie mörderisch die rechtspopulistische Politik in Europa ist.


This weeks post is a reading recommondation of an article on the deadly policy of European governments concerning it’s business with the Libyan Coast Guard:

“While funding, equipping and directing the Libyan Coast Guard, European governments have stymied the activities of nongovernmental organizations like Sea-Watch, criminalizing them or impounding their ships, or turning away from ports ships carrying survivors.”

Hier geht es zum Beitrag in der New York Times