KZ Katzbach

Das Konzentrationslager Auschwitz ist jedem ein Begriff. Es war das größte Vernichtungslager der Nationalsozialisten. Das Konzentrationslager Katzbach ist für die meisten Menschen kein Begriff.
Das KZ Katzbach lag in Frankfurt, im Stadtteil Gallus, und wurde im August 1944 auf dem Gelände der Adlerwerke in Betrieb genommen. Es war ein Außenlager des KZ Natzweiler.
Die Häftlinge wurden von der Werksleitung vor allem in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald ausgesucht. Insgesamt 1600 Häftlinge durchliefen die Qualen in den Adlerwerken, nur sehr wenige Menschen überlebten das Martyrium.

Am 13. März 1945 wurden ca. 500 marschunfähige, kranke Häftlinge in Güterwaggons gepfercht und drei Tage später in das KZ Bergen-Belsen deportiert. Am 23. März 1945 kam der Zug dort an. Acht der 500 Häftlinge überlebten den Transport und das KZ Bergen-Belsen.
Am 24. März 1945 begann der Todesmarsch der restlichen 400 Häftlinge von den Adlerwerken aus. Das Ziel war das KZ Buchenwald. Den Marsch nannte man Evakuierungsmarsch. Am 30. März 1945 kamen 280 Häftlinge dort an. Einige Häftlinge wurden im KZ Buchenwald untergebracht, ein paar von ihnen überlebten auf dem Krankenblock des KZs, die restlichen Häftlinge wurden in weiteren Märschen ins KZ Dachau getrieben. Dort kamen am 27. April 1945 40 Häftlinge an. Zwei Tage später wurden sie dort von der US-Armee befreit.

Am gestrigen Tag fand im Gallus Theater eine Gedenkveranstaltung für die ehemaligen KZ-Katzbach Häftlinge statt. Die Quintessenz des Abends lag darin, die Erinnerung wach zu halten und gegen das Vergessen (wollen) aktiv zu werden.

Mehr Informationen zum KZ Katzbach erhaltet Ihr hier.

Außerdem gab es ein sehr interessantes Filmprojekt zum KZ Katzbach, welches das Gallus Zentrum Jugendkultur und Neue Medien, der Förderverein Errichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte KZ Katzbach in den Adlerwerken und das Goethe Gymnasium Frankfurt erarbeitet haben. In dem Projekt geht es um Kurzfilme, welche von Schüler_Innen eines PoWi-Leistungskurses gedreht wurden. In diesen Filmen geht es um jeweils eine Geschichte eines Überlebenden des KZ Katzbachs. Dieses Projekt gewann den fraMediale-Preis in der Kategorie „Best-Practice- oder Zukunftsprojekte mit digitalen Medien von Schülerinnen und Schülern“.

 

Hier gelangst Du zu den Kurzfilmen:

https://galluszentrum.de/testimonial/die-letzten-zeugen/

Mehr Informationen über die fraMediale-Preisträger:

https://framediale.de/wettbewerb2/preistraeger-innen

„Die Gedanken sind frei“

Gedankenfreiheit, Meinungsfreiheit – das Recht auf Freiheit verstehen.

Weltweit gibt es politische Gefangene – die meisten Häftlinge pro Kopf sitzen in den USA. Dort befinden sich etwa 2 Millionen Gefangene, also 25% der weltweiten Strafgefangenen (Quelle: Statista). Doch wie viele gewaltlose politische Gefangene gibt es auf Bundesebene und auf der Welt? Die genaue Anzahl der Inhaftierten kennt niemand, nicht einmal Amnesty International.

 

Und sperrt man mich ein
Im finsteren Kerker,
Dies alles sind nur
Vergebliche Werke.
Denn meine Gedanken
Zerreißen die Schranken
Und Mauern entzwei,
Die Gedanken sind frei.

(Eine Strophe aus dem Lied: „Die Gedanken sind frei“, Quelle: https://www.volksliederarchiv.de/die-gedanken-sind-frei/)

 

Heute, am 18. März, ist der bundesweite Aktionstag für die Freiheit der politischen Gefangenen bzw. der „Internationale Tag der politischen Gefangenen“. Der Ruf nach Freiheit für alle gewaltlosen politischen Gefangenen, die sich im Rahmen der freiheitlich demokratischen Grundordnung bewegen, lässt sich nicht ausblenden.

Das Bündnis Rote Hilfe e.V. initiiert in vielen Städten gemeinsame Kundgebungen gegen Repressionen, in Verbindung mit zahlreichen Veranstaltungen und vielfältigen Aktivitäten rund um den heutigen Tag.

 

Unter den folgenden Links erhaltet Ihr weitere Informationen:

 https://www.amnesty.de/informieren/themen/gewaltlose-politische-gefangene

https://www.rote-hilfe.de/77-news/453-18-maerz-2013-internationaler-tag-der-politischen-gefangenen

Linke Mehrheiten in Deutschland – Zukunft oder Illusion?

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Die Linken-Fraktionsvorsitzende Sarah Wagenknecht zieht sich aus der Spitze der aufstehen-Bewegung zurück. Der Versuch, eine parteiübergreifende linke Sammelbewegung zu implementieren und so Mehrheiten für linke Projekte zu schaffen ist damit vorerst gescheitert. Zuletzt folgten bundesweit rund 2000 Menschen einem Aufruf von Sarah Wagenknecht, mit dem sie an die Erfolge der Gelbwesten im Nachbarland Frankreich anknüpfen wollte.

Auch das Vorbild und die Idee einer linken Sammelbewegung kommt aus Frankreich: Die Initiator:innen von aufstehen eiferten den Erfolgen der 2016 gegründeten Partei „La France insoumise“ unter dem Vorsitz von Jean-Luc Mélenchon und der Kampagne des britischen Labour-Vorsitzenden Jeremy Corbyn nach.

Derweil formiert sich in Gießen um den Initiator Ronny Böhm eine selbsternannte Gelbwesten-Bewegung, deren Beteiligte  bereits in der Vergangenheit durch rechte Aktivitäten aufgefallen sind. Nach einer Einladung an die „Schutzstreife“ der NPD waren am Samstag mehrere NPD-Kader anwesend.

Dabei kam es dabei zu einer Auseinandersetzung zwischen den Gießener Gelbwesten und linken Gegendemonstrant:innen, die sich ihnen in den Weg stellten. Am Berliner Platz war die Polizei mit einem Großaufgebot vor Ort, die Gießender Allgemeine berichtete.

Auch in Frankreich sind die Gelbwesten keinem eindeutigen Spektrum zuzuordnen. Ausgelöst wurde der Protest durch eine höhere Besteuerung fossiler Kraftstoffe, im Laufe der Zeit wurden unter anderem geringere Steuern, eine Anhebung des Mindestlohns sowie der Renten und basisdemokratische Einflussmöglichkeiten gefordert. In erster Linie richtet sich der Protest gegen Frankreichs Präsident Macron.

In Deutschland versuchen neben Wagenknecht auch Rechtsradikale wie Pegida, die neonazistische Kleinpartei Der III. Weg oder wie zuletzt in Gießen die NPD, den Protest aus dem Nachbarland für sich zu vereinnahmen. Bisher sind aber alle Bemühungen, an den Protest in Frankreich anzuknüpfen, mehr oder weniger kläglich gescheitert. Dort ebbt der Protest derweil ab und muss sich gegen antisemitische Ausfälle verteidigen.  Zuletzt waren laut französischem Innenministerium nur noch knapp 29.000 Menschen auf der Straße.

Die Sammlungsbewegung á la Wagenknecht fußt auf einer massiven Fehleinschätzung, der Misserfolg war vorprogrammiert. Wagenknecht ist keine gesellschaftliche Brückenbauerin. Wagenknecht polarisiert mit ihren Forderungen nach einem nationalen Sozialismus und spaltet so das linke Lager. Zu keinem Zeitpunkt hat aufstehen es geschafft, die Menschen zu mobilisieren. Und die Protestbewegung war längst da: Unter dem Motto #wirsindmehr! sind im Sommer 2018 in Gießen und ganz Deutschland tausende und hunderttausende gegen Fremdenfeindlichkeit auf die Straße gegangen. Zu der „unteilbar“-Demo sind im Herbst über 240.000 Menschen aus dem linken Spektrum für ein solidarisches und weltoffenes Deutschland auf die Straße gegangen. Die Seebrücke schart Tausende im Kampf für die zivile Seenotrettung hinter sich. Das sind echte Graswurzelbewegungen, die von der Zivilgesellschaft iniitiiert Menschen auf die Straße bringen und so langfristig linke Mehrheiten ermöglichen.

Basisbewegungen kann man nicht von oben herab anleiten oder anstoßen. Auch der SPD-Europakandidat aus Brandenburg, Simon Vaut, meint deshalb, Rot-Rot-Grün sei nun „wieder ein bisschen wahrscheinlicher geworden”.

AUTO- ODER MENSCHENGERECHTES MARKTQUARTIER?

 

Ein Artikel der raumstation3539

 

die Auswirkungen des Onlinehandels auf den stationären Handel sind weitgehend bekannt und besprochen. Doch in der digitalisierten Welt verändert nicht nur Amazon unsere Innenstädte, sondern auch Netflix, WhatsApp, Facebook, Lieferando und das Home-Office.

Die Tatsache, dass dadurch nicht „nur“ der Einzelhandel, sondern auch ganze Stadtquartiere unter Druck geraten, hat der BID Marktquartier erkannt und stellt Überlegungen an, wie man lebendige Quartiere vor diesen Verwerfungen schützen und für die Zukunft entwickeln kann.

 

DIE AUTOGERECHTE STADT ALS ANTWORT?

In den 1920er und 30er Jahren erdacht und im Wiederaufbau der 50er und 60er umgesetzt sollte die autogerechte Stadt die nötige Infrastruktur für das 20. Jahrhundert bieten. Dazu gehörte auch die Logik des ‚Kundenparkplatzes direkt vor dem Laden‘.

Doch haben sich zwischenzeitlich u.a. folgende Bedingungen grundlegend geändert:

  • Räumlicher Mangel

Zu Beginn der autogerechten Stadt konnte das geringe Verkehrsaufkommen gut bewältigt werden und jede*r fand den (Park-) Raum den man benötigte. Doch schnell zeigte sich: wer Verkehr sät, erntet ihn auch. Und so ist es schon seit den 1980ern der Fall, dass die räumlichen Kapazitäten für den motorisierten Individualverkehr erschöpft sind und schon lange nicht mehr ausreichend Parkflächen zur Verfügung gestellt werden können.

  • Keine Notwendigkeit ‚in die Stadt‘ zu fahren

Vor dem Onlinehandel waren die Menschen auf das Angebot der Stadt angewiesen; wer nicht zum Geschäft fahren/laufen konnte, konnte sich beispielsweise nicht mit Kleidung versorgen. Heute werden Innenstädte weniger als Versorgungszentren wahrgenommen, sondern dienen vielmehr als Umfeld für die individuelle Freizeitgestaltung: soziale Kontakte, Kultur, Kulinarik, Shoppen als Erlebnis, Ausgehen, Bewegung und Sport – oder auch einfach die Entspannung im Park.

Dies bedeutet, die autogerechte Stadt kann den veränderten Bedingungen schlichtweg nicht mehr gerecht werden. Es muss ein neues, den Anforderungen entsprechendes Konzept her.

 

UND JETZT!?

Wenn man die Innenstädte am Leben halten und weiterentwickeln möchte, muss man sie also dem veränderten Bedarf anpassen: dem Raum für individuelle Freizeitgestaltung (wie bereits oben aufgezählt: soziale Kontakte, Kultur, Kulinarik, Shoppen als Erlebnis, Ausgehen, Bewegung und Sport oder auch einfach die Entspannung im Park). Aber wie muss das Angebot aussehen, um die neue Art der Nachfrage zu befriedigen? Welches Alleinstellungsmerkmal hat das lebendige Marktquartier? Was lockt die Menschen dorthin? Möchten Sie Ihre Freizeit auf einem Parkplatz verbringen?

 

DIE MENSCHENGERECHTE STADT ALS ANTWORT!

Nutzen wir also das Alleinstellungsmerkmal, welches ein Stadtquartier bietet: den Raum. Gestalten wir diesen Raum so, dass der Mensch seine Zeit dort verbringen möchte, wird er dies tun. Maßgeblich für einen menschengerechten Ort sind u.a. die Aufenthaltsqualität. Je höher die Aufenthaltsqualität, desto lebendiger der Ort. Nun steigt die Aufenthaltsqualität nicht mit dem motorisierten Verkehr, sondern vielmehr leidet sie darunter. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Grünberger Straße; der Straßenraum verfügt über eine Gesamtbreite von ca. 23 Metern, 19 Meter sind für den motorisierten Verkehr (inkl. ruhendem Verkehr) vorbehalten. Folglich bleiben zu jeder Seite zwei Meter für den Fußverkehr und 0 Meter für Radverkehr und nochmal 0 Meter Aufenthaltsqualität übrig. Das Resultat sind Leerstände, schlechte Wohnqualität und instabile Mietverhältnisse. Dafür findet man meist leicht einen Parkplatz, entsprechend der Logik ‚Parkplatz bringt Kunde‘ müsste hier der Wohlstand gedeihen.

Ein anderes Beispiel ist die Plockstraße, durch konsequente Steigerung der Aufenthaltsqualität, u.a. durch Einschränkung des Verkehrs, hat die Lage eine sehr gute Entwicklung erfahren.

 

Für das Marktquartier bedeutet das, vorhandene Aufenthaltsqualitäten zu verbessern und neue zu schaffen, auch durch konsequente Ersetzung des autogerechten Raums gegen menschengerechten Raum. Insbesondere ein so gestalteter Brandplatz würde die Attraktivität des gesamten Quartiers steigern und könnte neue Impulse in die ganze Stadt senden.

 

AUTOFAHRER GUT FÜR DEN WOHLSTAND?

Viele Städte befinden sich bereits im Wandel hin zur menschengerechten Stadt, ein oft genutztes Werkzeug ist die Förderung des Radverkehrs, das hatte nicht nur in Kopenhagen wertvolle Effekte, selbst im Big Apple setzt man verstärkt und mit großem Erfolg auf das Rad. Auch Ladenbesitzerinnen freuen sich nicht nur über LAUFkundschaft, auch Radlerinnen verbringen 40% mehr Zeit in ihren Geschäften als Autofahrer*innen. Wenn man bedenkt, dass auf einem Pkw-Stellplatz locker vier Fahrradstellplätze Platz finden, könnte man vermuten, dass sich hinter einer fahrradfreundlichen Politik ein konjunkturelles Förderprogramm verbirgt.

 

ZUKUNFTSFÄHIGES VERKEHRSSYSTEM BESSER GESTERN ALS HEUTE

Berechtigt und vor allem für Gießen als Oberzentrum von elementarer Bedeutung, ist die Frage danach, wie die Menschen ins Quartier kommen, die nicht in unmittelbarer Nähe wohnen, körperliche Einschränkungen haben oder Dienstleister*innen sind. Hier gilt es, möglichst schnell, effektive und attraktive Mobilitätsketten aus ÖPNV, Rad, E-Tretroller, Fußverkehr und auch Auto zu bilden. Das muss die Stadtgesellschaft, in der das Marktquartier einen sehr bedeutenden Teil einnimmt, gemeinsam fordern und fördern. Klar ist aber auch, dass 70 Parkplätze am Brandplatz nicht die Lösung sind.